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Multihalle Mannheim

Grundlage für die statisch optimale Dachform des Pionierbaus war die Arbeit an Hängemodellen aus Ketten und Netzen, deren Umkehrformen feingliedrige Gitterschalen aus druckbelasteten Stäben ergeben.

Standort

Mannheim/D

Bauherr

Bundesgartenschau Mannheim GmbH

Architektur

Carlfried Mutschler und Joachim Langer, Mannheim, D

Tragwerksplanung

Ove Arup & Partners, London

Fertigstellung

1975

Die Multihalle wurde für die Bundesgartenschau 1975 in Mannheimals temporäre Mehrzweckhalle mit Café und Restaurant errichtet. Sie setzt sich aus zwei ineinander übergehenden Stabwerkskuppeln zusammen, die sich über einem amorphen Grundriss entwickeln. Das Tragwerk besteht aus einer zweilagigen Gitterschale aus Holzlatten mit einem Querschnitt von 5 x 5 Zentimetern, die bis zu 85 Meter weit gespannt ist. Die Aussteifung der Schale erfolgt über steife Knotenverbindungen und diagonal zu den Gitterschalenfeldern verlaufende Zugglieder. An den Rändern sind die Latten der Gitterschale an miteinander verspannte Brettschichtholzträger  angeschlossen. Durch die Deckung mit einer zu 30 Prozent lichtdurchlässigen PVC-Folie wird der Innenraum mit gleichmäßigem, mildem Licht ausgeleuchtet. Der Entwurf des Dachtragwerks basiert auf den Forschungen zu Gitterschalen des Instituts für Leichte Flächentragwerke an der Universität Stuttgart. Grundlage für die statisch optimale Dachform war die akribische Arbeit an Hängemodellen aus Ketten und Netzen, deren Umkehrformen feingliedrige Gitterschalen ergeben, die ausschließlich aus druckbelasteten Stäben bestehen. Das Hängemodell der Multihalle wurde stereofotogrammetrisch vermessen, parallel dazu kontrollierten Großcomputer das Kräftegleichgewicht in der Konstruktion numerisch und ermittelten die Koordinaten der einzelnen Knoten. Anhand von Modellversuchen ließen sich die mit einem nichtlinearen Stabwerks-Rechenprogramm erstellten statischen Berechnungen überprüfen. Bei der Errichtung des Dachtragwerks wurde die Gitterschale mit lose verbundenen Knoten flach auf dem Boden ausgelegt und mithilfe von Stützgerüsten in Form gebracht. Danach konnten die Knoten und Schalenränder steif verschraubt werden. Die prüfstatische Abnahmeder Konstruktion erfolgte durch einen asymmetrischen Belastungstest. Als architektonisch herausragendes Pionierprojekt mehrerer Ingenieurdisziplinen erregte die Multihalle damals weltweites Aufsehen.

Kategorie: Gemischte Nutzung, Museen und Ausstellungsgebäude, Potenziale und Grenzen